Rückblick auf die 8. NVKH

Am 9. und 10. Februar 2022 trafen sich die Mitglieder des NVKH e.V., Projektgruppen, Patientenvertreterinnen und -vertreter sowie weitere Interessierte unterschiedlicher Fachbereiche, Verbände und Entscheidungsträger zur 8. Nationalen Versorgungskonferenz Hautkrebs. In diesem Jahr stand die virtuelle Konferenz mit über 130 Teilnehmenden unter dem Motto: „Das gesetzliche Hautkrebs-Screening auf dem Prüfstand“. An beiden Konferenztagen wurde viel Platz für konstruktiven und lebendigen Austausch geboten.

Am ersten Konferenztag widmeten sich die einzelnen Arbeitsgruppen der Handlungsfelder und Querschnittsthemen ihren Projekten und stellten die neuesten Entwicklungen vor. Ein zentrales Thema war die Netzwerkarbeit sowohl unter den Dermatologinnen und Dermatologen als auch zwischen den verschiedenen Fachbereichen der Onkologie, die zukünftig weiter ausgebaut werden soll, um Hautkrebs zu verhindern und die Versorgung von HautkrebspatientInnen zu verbessern.

Auch das Informationsportal Hautkrebs wurde fachbereichsübergreifend vorgestellt und von allen Seiten äußerst positiv aufgenommen. Gegenstand der anschließenden Diskussion war besonders die Frage, wie das Portal zukünftig als bevorzugtes und empfohlenes Informationsportal für Patientinnen und Patienten sowie medizinisches Fachpersonal positioniert werden kann.

Am zweiten Konferenztag konnten die Teilnehmenden die Beiträge zum Thema Das gesetzliche Hautkrebs-Screening auf dem Prüfstand in einem Live-Stream verfolgen. Nach dem Grußwort des Patientenbeauftragten der Bundesregierung, Stefan Schwartze, führten der Vorsitzende des NVKH e.V. Prof. Dirk Schadendorf, der Beiratsvorsitzende Prof. Hans-Peter Howaldt und Frau Katharina Kaminski vom Melanominfo Deutschland e.V. durch die Veranstaltung.

Prof. Dirk Schadendorf, Vorsitzender des NVKH e.V. begrüßte den Patientenbeauftragten der Bundesregierung, Stefan Schwartze.

Prof. Eckhard Breitbart führte in die Themen Krebsfrüherkennungs-Richtlinie und Hautkrebs-Screening ein.

Die Präsentationen zum Thema Hautkrebsscreening (HKS) verdeutlichten die Notwendigkeit eines organisierten Einladungsverfahrens, etwa nach dem Vorbild des Mammascreenings, um mehr Menschen zur Hautkrebs-Vorsorge zu bewegen und auch die Qualität des Hautkrebsscreenings zu erhöhen. Auch Fragen eines risiko-adaptierten Screeningverfahrens wurden erörtert.

Ergebnisse zur Evaluation des Hautkrebs-Screenings wurden von Prof. Alexander Katalinic, Prof. Andreas Stang, Hannah Baltus, Dr. Katrin Schuldt, Christian Speckemeier und Dr. Jobst Augustin vorgestellt.

Die Ergebnisse von zwei durch den Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesauschusses (GBA) geförderten Projekte wurden vorgestellt. Das Projekt PERTIMO – Perspektiven einer multimodalen Evaluation der Hautkrebsfrüherkennung – (Leitung Prof. A. Katalinic / Prof. M. Augustin) hat das Ziel, Wirkungen der Hautkrebsfrüherkennung zuverlässiger abschätzen zu können und Verbesserungspotenziale zu erkennen. Eine zentrale Fragestellung ist hier beispielsweise der Zusammenhang des HKS und der Mortalität. Dr. Jobst Augustin und Hannah Baltus stellten die Arbeitspakete vor und gaben spannende Einblicke in ihre Forschungsergebnisse. Den PERTIMO Projektpartnern gelang es, verschiedene Methoden zu identifizieren, die die HKS-Evaluation zukünftig unterstützen werden. Das EvaSCa Projekt – Evaluation des Hautkrebs-Screening bei AOK-Versicherten in Deutschland – (Leitung Prof. A. Stang) hat zum Ziel, das Hautkrebsscreening anhand von Routinedaten von AOK-Versicherten zu evaluieren. Auch hier soll der Nutzen des aktuellen Hautkrebsscreening-Prozederes untersucht werden, sodass dieses zukünftig optimiert werden kann.

Ein weiterer Diskussionsschwerpunkt waren Aspekte der Qualitätssicherung des HKS. Umfragen unter Teilnehmerinnen und Teilnehmern des HKS zeigen, dass die Untersuchungen durchaus unterschiedlich genau ausfallen. Es wurde beispielsweise auf geschlechtsspezifische Unterschiede innerhalb der Screenings hingewiesen.

Die Sicht von Teilnehmerinnen und Teilnehmern & Patientinnen und Patienten zum Hautkrebs-Screening wurde von Dr. Tatiana Görig, Astrid Doppler, Yvonne de Buhr, Anne Wispler, Katharina Kaminski und Prof. Hans-Peter Howaldt präsentiert.

Doch auch die Behandelnden sehen Verbesserungsbedarf. Viele Dermatologinnen und Dermatologen wünschen sich eine zeitsparendere und standardisierte Dokumentation und eine automatisierte Meldung an die Krebsmelderegister.

Die Diskussionsrunde von Fachvertretern von NVKH, ADO, DDG, BVDD, ADP und Patientenvertreterinnen und -vertreter einigten sich auf die Notwendigkeit eines Stufenplans mit dem Ziel eines qualitativ hochwertigen Hautkrebsscreenings. Die NVKH soll hier als wertvolle Austauschplattform für alle relevanten Stakeholder dienen. Die Herausforderung besteht allerdings darin, die Ideen und Konsense, die bereits bestehen, zu bündeln und daraus praktische Handlungsschritte abzuleiten. Ein Statement-Papier, welches die Visionen für ein qualitativ hochwertiges Hautkrebsscreening abbildet, soll als Basis für den Stufenplan und als Ergebnis der 8. NVKH Konferenz angefertigt werden.

Daran anknüpfend war auch das Thema der Qualitätssicherung in der Hautkrebs-Nachsorge immer wieder Gegenstand der Diskussionen. Vor allem die Patientenvertreterinnen und -vertreter fordern hier einen enormen Handlungs- und Verbesserungsbedarf.

Prof. Eckhard Breitbart, Astrid Doppler, Prof. Dirk Schadendorf, Prof. Hans-Peter Howaldt, Prof. Carola Berking, Katharina Kaminski, Dr. Ralph von Kiedrowski, Prof. Michael Hertl und Anne Wispler diskutierten über die Visionen einer Qualitätsoffensive „Hautkrebs-Screening 2030“.

Am Nachmittag stand das Thema „Langzeitüberleben – Zwischen Angst, Heilung und Lebensqualität“ im Fokus der Konferenz. Die Vortragsreihe wurde mit eindrucksvollen Kurzvideos von Melanompatientinnen und -patienten eingeleitet, die den Teilnehmenden einen Einblick in ihren Alltag als Krebsüberlebende gewährten.

Anschließend wurde unter anderem das Narrativ des ‚Survivorships‘ näher vorgestellt. Die Selbstwahrnehmung als Cancer Survivor kann dabei helfen, die Betroffen aus der Opferrolle zu befreien und sie zu proaktiven Gestalterinnen und Gestaltern ihrer Krankheits- und Überlebensgeschichte zu machen.

Die Vortragsreihe wurde mit eindrucksvollen Kurzvideos von Melanompatientinnen und -patienten eingeleitet, die den Teilnehmenden einen Einblick in ihren Alltag als Krebsüberlebende gewährten

Langzeitüberleben – Zwischen Angst, Heilung und Lebensqualität: dieses Thema beleuchteten Prof. Alexander Enk, PD Dr. Volker Arndt, Christine Stuhldreier-Hochstein, Prof. Anja Mehnert-Theuerkauf, Hans-Walther Bötel, Dr. Peter Mohr, Solveig Schnaudt, PD Dr. Athanasios Tsianakas und Dr. Ralph von Kiedrowski.

Die psychoonkologische Nachsorge und Rehamaßnahmen für Langzeitüberlebende wurden ebenso diskutiert wie die Wiedereingliederung in die Arbeitswelt und die ökonomischen Folgen einer Hautkrebserkrankung. Die Betroffenen machten wiederholt auf das Konzept der Skin Cancer Nurse aufmerksam − einer spezialisierten Ankerperson, die als Bindeglied zwischen den Betroffenen und Behandelnden fungiert und zusätzliche Unterstützung sowie Orientierung bietet. Vor allem vor dem Hintergrund des demografischen Wandels und des erwarteten zukünftigen Mangels an Dermatologinnen und Dermatologen, speziell in ländlichen Regionen, werden diese zusätzlichen Akteure an Bedeutung gewinnen.

Auch in den Abschlussplädoyers der Vortragenden wurde der Bedarf an Ankerpersonen nochmals betont. Die Betroffenen wünschten sich außerdem mehr Empathie von Ärztinnen und Ärzten.

Schlusswort des Vorsitzenden des NVKH e.V., Prof. Dirk Schadendorf

Fazit: Die 8. NVKH erwies sich erneut als fruchtbares Forum des Austausches und der lebhaften Diskussion für die unterschiedlichen Akteure in der Hautkrebsprävention und -versorgung. Eine große Herausforderung besteht jedoch in der Priorisierung und Umsetzung der vielen Ideen und Visionen, die die Konferenz identifizieren konnte. „Wir stehen vor einer Mammutaufgabe in den nächsten Jahren und Jahrzehnten. Wir brauchen kluge Strategien und Werkzeuge, um die Herausforderungen der Zukunft, sowohl auf ärztlicher Seite als auch auf Betroffenenseite, meistern zu können. Dies erfordert Kommunikation, Vernetzung und vor allem Koordination. Die NVKH kann als Modell fungieren, um Diskussionen anzustoßen, Visionen zu entwickeln und diese schließlich zu verwirklichen.“, resümierte Prof. Dirk Schadendorf am Ende der Veranstaltung.

Abschließend möchten wir Sie bereits herzlich zur 9. NVKH einladen, die am 8. und 9. Februar 2023 stattfinden wird.

Die Organisatoren danken den Förderern und Sponsoren für die finanzielle Unterstützung der 8. Nationalen Versorgungskonferenz Hautkrebs: